Sarina’s Kindheit war von Widrigkeiten geprägt und doch entwickelte sie sich gut und lebt ohne Einschränkungen als Erwachsene. 

In Fachkreisen wird diese Fähigkeit von Sarina Resilienz genannt. 

Was ist Resilienz?

Der Begriff „Resilienz“ stammt vom lateinischen Wort „resilire“ = zurückspringen, abprallen. Verwendet wurde dieser Begriff ursprünglich in der Werkstoff-Physik, um Materialien zu beschreiben, die nach Einwirkung von Aussen wieder zurück in den Ursprungszustand fanden.

 

In der Psychologie wird darunter die Fähigkeit eines Menschen verstanden, während Krisen und Stress psychisch gesund zu bleiben oder die psychische Gesundheit danach schnell wiederherzustellen.

 

Exkurs in die Forschung 

In den 1970 Jahren gingen Forscher (ua. Emmy Werner¹) der Frage nach, über welche Schutzfaktoren Kinder verfügten, dass sie trotz schwieriger Kindheit später ein gutes und erfülltes Erwachsenenleben führten.

Später verschob sich das Hauptaugenmerk mehr auf die Widerstandskraft bei Krisen im Erwachsenenalter.

Dass die Entstehung der Resilienz ein komplexes Zusammenspiel vieler Faktoren ist, darin sind sich die Wissenschaftler einig.

Schutz- und Risikofaktoren

Die erste Grundlage für Resilienz wird in der frühen Kindheit gelegt. Während einige Faktoren angeboren sind, entstehen andere durch die Entwicklung und ist auch im Erwachsenenalter nicht abgeschlossen. Unterschiedenwird zwischen schützenden Faktoren und Faktoren, die ein Risiko für die Resilienz darstellen.

 

Schutzfaktoren Resilienz

Akzeptanz: 

Du nimmst an, was im Leben geschieht und bist dir bewusst, dass Probleme und Krisen zum Leben dazugehören. Dies bedeutet nicht, dass du die Situation gut finden musst, sondern das Beste aus einer unveränderlichen Situation machst. Akzeptanz bedeutet auch Selbstakzeptanz. Dass du dich mit deinen Stärken, Fehlern und Schwächen annimmst und einen guten Zugang zu deinen Ressourcen entwickelst.

 

Optimismus: 

Du schaust mit Zuversicht auf das Leben und hast eine positive Erwartungshaltung. Damit ist einerseits deine Perspektive auf eine Sache und andererseits deine Bewertung gemeint. Es geht nicht um das Schönreden von Problemen, sondern um einen gesunden Optimismus.

 

Selbstwirksamkeit: 

Du bist überzeugt, dass du Herausforderungen aus eigener Kraft bewältigen kannst (siehe Blog-Artikel).

 

Eigenverantwortung: 

Du übernimmst die Verantwortung für dein Leben, entscheidest eigenständig und handelst entsprechend. Dies bedeutet auch, dass du dich nicht als Opfer der Umstände siehst und so handlungsfähig bleibst.

 

Netzwerkorientierung: 

Du gestaltest Beziehungen aktiv und hast ein gutes Umfeld mit tragbaren sozialen Beziehungen (Freunde und Familie). In herausfordernden Situationen unterstützen dich diese und du kannst deren Hilfe annehmen.

 

Lösungsorientierung: 

Du fokussierst dich auf Lösungen anstatt deinen Blick nur auf die Probleme zu richten. Dafür orientierst du dich an dem, was funktioniert und versuchst Lösungsmöglichkeiten umzusetzen.

 

Emotionale Fähigkeiten: 

Durch eine gut ausgeprägte Selbstwahrnehmung gelingt es dir, Signale des Körpers wahrzunehmen und einzuordnen. Auf diese Weise gelingt dir ein guter Umgang mit deinen Emotionen. Und mit Hilfe der Selbstreflexion nimmst du Einfluss auf dein zukünftiges Verhalten, was dir ermöglicht deine Bedürfnisse zu berücksichtigen.

 

Zukunftsplanung: 

Dein Blick geht nach vorne in die Zukunft, anstatt in die Vergangenheit. Du machst Pläne, definierst die nächsten Schritte, um deinen Zielen näher zu kommen und kommst ins Handeln.

 

Dr. Klaus Lieb² geht davon aus, dass über 100 verschiedene Faktoren Einfluss auf deine Resilienz haben – im letzten Abschnitt bin ich daher auf einige besonders wichtige eingegangen.

 

Risikofaktoren

Während oben genannte Faktoren in einer Krisensituation deine psychische Gesundheit schützen, vermindern oder gefährden folgende Faktoren die Resilienz: Traumatische Erlebnisse, Bildungsferne, wirtschaftliche Nöte (Armut), das Fehlen von Schutzfaktoren und in der Kindheit anhaltende Familienkonflikte oder psychische Erkrankungen der Eltern. Besonders kritisch ist es, wenn mehrere Risikofaktoren zusammenkommen und gleichzeitig wenig Ressourcen für Erholung vorhanden sind.

 

Lässt sich Resilienz erlernen?

Zurzeit ist unklar, wie gut Resilienz sich erlernen lässt. Denn die Wirksamkeit entwickelter Trainings ist noch nicht umfassend erforscht. 

Verschiedene Wissenschaftler sind aber zuversichtlich, dass zumindest einige Verhaltensweisen erlernbar sind, welche als Schutzfaktoren gelten. Sie betonen dabei, dass dieser Prozess Zeit braucht, denn Verhaltensweisen entwickeln und verändern sich nicht von heute auf morgen. 

 

Wenn du nun etwas für deine Resilienz tun möchtest, kannst du dich mit den oben genannten Schutzfaktoren auseinandersetzen und an deren Stärkung und Weiterentwicklung arbeiten. 

Weiterführende Literatur und Hinweise zu Forschungen:

 

Kalisch, Raffael: Der resiliente Mensch. Wie wir Krisen erleben und bewältigen. Berlin Verlag, 2017

 

¹Emmy Werner,  Kauai Studie

²Professor Dr. Klaus Lieb, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des LIR, Direktor der Klinik für Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz