Dein Magen knurrt oder dir fallen die Augen vor Müdigkeit fast zu – hier melden sich deine körperlichen Bedürfnisse. Bestimmt fühlst du dich wieder wohl, sobald du diesen nachgehst und im Falle vom „Hunger“ eine Mahlzeit oder ein Snack zu dir nimmst und dich bei „Müdigkeit“ für Schlaf oder ein kurzes Nickerchen entscheidest. Bei psychischen Grundbedürfnissen funktioniert es ähnlich.

 

Die psychischen Grundbedürfnisse zu kennen ist der erste Schritt für eine Veränderung, denn sie beeinflussen deine Gefühle und deine Handlungen. Daher gehe ich mit dir in den nächsten Abschnitten näher auf die einzelnen Grundbedürfnisse ein.

 

Bindung:

Wir sind soziale Wesen, das bedeutet, dass wir in Kontakt mit Menschen sein möchten und das Gefühl von Zugehörigkeit suchen.

Geprägt wird unser Bindungsbedürfnis in den ersten Lebensjahren besonders stark. Wenn nahe Bezugspersonen (z.B. Mutter, Vater) verlässlich für uns da sind, bildet sich ein gutes Grundvertrauen aus und damit einhergehend ein gesundes Bindungsverhalten. Bei schlechteren ersten Beziehungserfahrungen, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit später Bindungsängste oder psychische Erkrankungen zu entwickeln. Aber es gibt Methoden sich später diesen Verletzungen zuzuwenden und diese Prägung zu verändern.

 

Autonomie und Sicherheit:

Sobald wir als Kleinkind über eine sichere Bindung verfügen, macht sich unser eigener Wille und das Bedürfnis die Welt zu verstehen und selbstständig zu entdecken bemerkbar. Später im Leben zeigt sich dieses Bedürfnis, indem wir unser Leben selbstständig gestalten und eigene Entscheidungen treffen.

 

Lust/Unlust: 

Die Steuererklärung ausfüllen, das Badezimmer putzen oder die Wäsche bügeln – Dinge, die uns nicht behagen, schieben wir oft heraus, denn wir möchten Unlust vermeiden. Lieber wenden wir uns erfreulichen und lustvollen Dingen zu. Während sich dieses Bedürfnis im Kleinkindalter ausbildet, ist es mit fortgeschrittenem Alter wichtig, dass wir lernen der Lust in gesundem Masse nachzugeben und gleichzeitig Unlust in gewissem Masse auszuhalten.

 

Selbstwerterhöhung und Anerkennung: 

Ein wertschätzendes, unterstützendes Umfeld begünstigt die Entwicklung eines guten Selbstwerts. Somit haben auch unsere ersten Bindungserfahrungen einen Einfluss auf unseren Selbstwert.

Wenn der Selbstwert gut entwickelt ist, erlebst du dich selbst als gut, wertvoll, von anderen anerkennt und geliebt und weisst, dass mal eine schlechte Leistung an deinem Wert nichts ändert.

 

Idealzustand

Zufrieden sind wir, wenn alle unsere Grundbedürfnisse erfüllt sind. Dennoch ist ein Irrglaube davon auszugehen, dass die Grundbedürfnisse stets optimal erfüllt sein müssen. Es gibt Situationen, in welchen dies nicht möglich ist. Wichtig ist, dass diese langfristig veränderbar sind. Auf diese Weise entwickeln wir uns weiter und lernen die Grundbedürfnisse in Balance zu bringen. Hierzu gibt es zwei Herangehensweisen. Einerseits indem du deine Bedürfnisse wahrnimmst und erfüllst (Annäherungsmodus) oder indem du versucht Verletzungen und Enttäuschungen zu vermeiden (Vermeidungsmodus).

 

In Aktion

Gibt es in deinem Leben wiederkehrende Situationen, die du auf die Missachtung eines dieser Grundbedürfnisse führen kannst? Tendierst du eher zu Annäherungs- oder Vermeidungsschemata?

Meines Erachtens ist der erste Schritt um eine Veränderung anzustossen die Selbstreflexion. Darum – schnapp dir ein grosses Papier, etwas Zeit und notier dir deine Gedanken zu den folgenden Fragen:

  • Was tust du für die jeweiligen Grundbedürfnisse?
  • Welche springen dich an?
  • Wie reagierst du normalerweise, wenn du das Gefühl hast, dass eines der Grundbedürfnisse verletzt wird? Welches wird verletzt?
  • Wie möchtest du in der nächsten, ähnlichen Situation reagieren?
    Mach dir gerne mehrere mögliche Reaktionspläne, damit du diese in den nächsten Alltagssituationen üben kannst.
  • Kommt eines deiner Grundbedürfnisse in deinem Leben zu kurz?
    Falls ja – sammle in einem Mindmaps möglichst viele Ideen, wie du diesem Rechnung tragen kannst. Im Alltag kannst du aus diesem Ideenpool verschiedene Möglichkeiten ausprobieren.

Teile deine Erfahrungen mit dieser Selbstreflexion gerne in den Kommentaren.

 

 

Weiterführende Informationen: 

Grawe, Klaus: Psychologische Therapie
Internet: www.klaus-grawe-institut.ch