Die nächsten Urlaube von Susanne sind gebucht: die Expedition auf den Kilimandscharo und das verlängerte Wochenende in Venedig an der Biennale, ein grosses Kulturevent. Neben ihrem Beruf als selbstständige Architektin und ihrem Mandat als Dozentin macht Susanne zurzeit eine Ausbildung zur Yogalehrerin. Ihre Wochenenden verbringt sie in den Bergen beim Wandern, Klettern, Pflanzen bestimmen oder geniesst es, ihre Freunde zu bekochen.

 

Susanne ist eine sogenannte Scanner-Persönlichkeit.

 

Scanner… – was?!

Die amerikanische Autorin und Karriereberaterin Barbara Sher¹ stellte fest, dass es insbesondere Menschen mit vielen Interessen und Freude am Lernen schwer fällt, sich auf eine Sache festzulegen und prägte den Begriff „Scanner-Persönlichkeit“ Ende der 70er-Jahren.

Widmest du dich mit viel Begeisterung intensiv einem Thema, erfasst es schnell und sobald du es vollständig erfasst hast, wendest du dich dem nächsten spannenden Thema zu? Ähnlich funktioniert auch ein Scanner.

Nur selten geht dies zulasten der Tiefe, denn es hat sich herausgestellt, dass Scanner oft eine Begabung für unterschiedliche Themengebiete mitbringen.

Bitte keine Langeweile – was zeichnet eine Scannerpersönlichkeit aus?

Die Frage „Wieso interessierst du dich für so unterschiedliche Sachen, die haben gar nichts miteinander zu tun“ hört Susanne öfters und ist damit in bester Gesellschaft mit anderen Scanner-Persönlichkeiten. Sie ist enorm neugierig, und Langweile ist ihr fremd – es gibt noch so vieles, was sie interessiert. Begeistert sie ein neues Thema, macht sie sich damit vertraut, setzt sich intensiv damit auseinander, parallel dazu beschäftigt sie sich noch mit weiteren Themen.

Eine hohe Lernbereitschaft, grosse Neugier, Begeisterungsfähigkeit, schnelle Auffassungsgabe, Kreativität, Flexibilität, grosse Anpassungsfähigkeit, analytische Fähigkeiten und oft eine Begabung in vielen Bereichen – all dies zeichnet Scanner-Persönlichkeiten aus.

Scanner-Persönlichkeit

„Entscheide dich doch für eine Sache und bleib dabei“ und weitere Herausforderungen für Scanner-Persönlichkeiten

Susanne nervt dieser Satz, aber insgeheim sagt sie ihn sich auch selbst. Gerne würde Susanne alle begonnenen Projekte abschliessen und noch lieber würde sie sich als Spezialistin auf einem bestimmten Gebiet sehen.
Kommentare in diese Richtung treffen einen wunden Punkt.

Oft reagiert das Umfeld kritisch, tut die wissbegierigen Vielinteressierten als sprunghaft, wankelmütig bis unbeständig ab.

Wenn du eine Scanner-Persönlichkeit bist, kann es gut sein, dass dir die Entscheidung schwerfällt, worauf du dich als nächstes konzentrieren möchtest, da dich Vieles interessiert. Ausserdem weisst du möglicherweise nicht, wie du alles Gewünschte realisieren und unter einen Hut bringen kannst. Dies kann im Extremfall zu einer Verzettelung und nicht abgeschlossenen Projekten führen.

In Aktion

1. Annahme, Selbstakzeptanz:

– Erkenne dich unter dem Begriff der Scanner-Persönlichkeit wieder, anstatt zu versuchen, dich auf die eine Sache für immer festzulegen.
– Versuch negative Bewertungen zu neutralisieren – „sprunghaft“ wird beispielsweise zu „begeisterungsfähig“.

2. Lebensgestaltung der Scanner-Persönlichkeit:

– Gestalte dein Privat- und Berufsleben deinen persönlichen Vorlieben entsprechend.

– Such Wege, die es dir ermöglichen, deiner Interessenvielfalt nachzukommen.

 

3. Organisation und Struktur:

– Organisation: Notier dir die aktuellen Projekte, unterteil sie in Teilprojekte und erstelle eine Struktur, die es dir ermöglicht, diese abzuschliessen.

– Zeitmanagement: Organisiere, wie du deine verschiedenen Interessen unter einen Hut bekommst. Notier die Aktivitäten im Kalender und blockier dir genügend Zeit.

– Wenn du Mühe hast, an einer Aufgabe dranzubleiben:

Unterteil dir das Projekt in Teilschritte, lege Deadlines fest und belohne dich für abgeschlossene Teilschritte.

Betrachte das Projekt/die Ausbildung etc. aus langfristiger Perspektive.

 

 

Weiterführende Literatur:

¹Barbara Sher: „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du tausend Träume hast“, dtv Ratgeber