Wer surfen lernen will, muss auch wissen, wie Gefahren zu erkennen sind. Eine Gefahr sind die Strömungen. Ich lerne schnell, dass ich die Strömungen zwar nutzen kann, um ohne viel körperliche Anstrengung zu den Wellen zu gelangen. Wenn ich aber unbeabsichtigt in eine Strömung gerate, steigt der Puls. Ich merke, dass ich in eine Richtung getrieben werde, in die ich nicht will. Automatisch fange ich an, so stark wie möglich dagegen anzupaddeln. Doch gegen die Strömung zu paddeln ist meist unmöglich. Das Resultat ist, dass es mich trotzdem weiter hinauszieht, meine Arme müde werden und ich spätestens jetzt in Panik gerate.

Es heisst also durchatmen und mich erinnern, was ich gelernt habe.

 

Beobachten

Zuerst gilt es, sich ein Bild von der Situation zu machen: Vom Strand – oder noch besser leicht erhöht – das Meer beobachten. Erkenne ich aufgrund der Farbe und Struktur des Wassers Strömungen? Wo hat es Felsen? Wie verhalten sich andere Surfer im Wasser? Mit Distanz und ausserhalb jeder Gefahrenzone fällt es mir leichter, die Situation einzuschätzen.

 

Vorteile von Strömungen

Anstatt mit viel Kraft gegen die brechenden Wellen und den weissen Schaum zu paddeln und immer zurückgeworfen zu werden, kann ich die Strömung nutzen. Diese bringt mich schnell und vor allem kraftsparend zu meinem Ziel – raus zu den ungebrochenen Wellen.

 

Wege aus der misslichen Situation

Um aus einer Strömung zu kommen, muss ich im 45-Grad-Winkel zur Strömung paddeln, denn die Breite der Strömung ist begrenzt. Auf diese Weise komme ich in ruhigere Gewässer. Wichtig ist in jedem Fall, dass ich mein Surfbrett, das mir als Rettungsboje dient, nie verlasse¹.

 

Was kann ich von dieser Erfahrung für den Alltag lernen?

Gegen Widerstände anzukämpfen ist selten zielführend und gleichzeitig ist der Energieverlust gross.

Meist hilft uns unser instinktives Verhalten nicht weiter oder ist gar kontraproduktiv. Es ist besser, einen Schritt zurückzutreten und die Situation von aussen zu betrachten. Wie ist die Situation und wie verändert sie sich? Können mir diese Umstände zuspielen? Führt sie mich näher zu meinen Zielen? Wie kommen andere da raus, wenn sie unerwartet hineingeraten? Habe ich eine Rettungsboje?

Ich mache mir als erstes ein möglichst umfassendes Bild von der Situation mit allen Chancen und Risiken. So finde ich Wege, wie ich die Situation nutzen kann. Ausserdem entwickle ich in Ruhe Strategien, die ich anwenden kann, wenn ich aus der Situation raus will.

 

Nicht immer kann man mögliche unbequeme Situationen im Voraus beobachten, analysieren und daraus Lösungswege ableiten. Wir können es uns aber zunutze machen, wenigstens im Anschluss an bewältigte, schwierige Situationen einen Schritt zurückzutreten und eine Analyse zu machen. Dies bereitet uns auf ähnliche Situationen vor und wir bauen auf diese Weise unser Repertoire an Handlungsstrategien stetig aus.

 

 

Welche Strömungen können Sie nutzen, um schneller zu Ihren Zielen zu gelangen? Und was machen Sie, wenn Sie von einer Strömung in Form einer unbequemen Situation überrascht werden?

 

 

 

¹Louise Searle: The Surf Girl Handbook