Ich surfe auf der Welle dem Strand entgegen, dabei wollte ich die Welle in der gesamten Länge nach links surfen.
Beim Anpaddeln der Welle lag das offene weite Meer hinter mir und der Strand vor mir. Höchstwahrscheinlich habe ich nach dem letzten Kontrollblick nach hinten direkt zum Strand geschaut, anstatt in meine gewünschte Fahrtrichtung – die Wellenrichtung. Zum Strand bin ich dann auch hin gesurft. Bloss – damit habe ich die sogenannte Powerzone der Welle verloren und konnte nicht die gesamte Welle entlang surfen.
Scheinwerfer – wo schaust du hin?
Erinnerst du dich noch an die Zeit, wo du Fahrrad fahren gelernt hast? Gut möglich, dass du damals mit dem gleichen Phänomen in Kontakt gekommen bist.
Deine Eltern rufen: „Nein, schau nicht auf den Baum!“
Vor lauter Angst in den Baum zu fahren, fokussierst du dich so sehr auf ihn, dass du reinfährst.
Abhängig davon, wo du den Scheinwerfer hinrichtest, wirst du die Welt sehen und erleben. Du nimmst Informationen selektiv wahr – Informationen im Scheinwerferlicht sind angeleuchtet, während die anderen ausgeblendet und ignoriert werden. Das bedeutet, dass da wo du deinen Blick hinrichtest eine Fokussierung entsteht und dies beeinflusst deine Handlungen und im Anschluss deine Erlebnisse.
Unser Problemblick
Unserer Evolution ist es geschuldet, dass wir uns oft auf mögliche Gefahren konzentrieren. Was in der Steinzeit unser Überleben gesichert hat, ist heute für dich meist hinderlich, denn unter Stress verengt sich der Fokus auf das Problem. Wir fokussieren uns auf das, was oder wohin wir nicht wollen. Deine Aufmerksamkeit wandert zum Problem, der Wahrnehmungsfokus wird darauf ausgerichtet und diese Fokussierung beeinflusst dein Denken und Handeln.
Aufmerksamkeitsfokussierung bei mentalen Problemen nutzen
Ohne dass es dir bewusst ist, kreist du mit den Gedanken höchstwahrscheinlich immer um dein Problem. In der Hoffnung, eine Lösung zu finden. Wie du aber aus dem letzten Abschnitt und deiner bisherigen Erfahrung weisst, kommst du damit selten weiter.
Du kannst deine Aufmerksamkeit aber bewusst lenken und so für dich nutzen. Wohin willst du? Wir nehmen die Welt durch einen Wahrnehmungsfilter wahr, denn unser Gehirn kann nicht alle eintreffenden Reize verarbeiten. Wenn du deine Aufmerksamkeit bewusst lenkst, ist dies der Start für einen Veränderungsprozess.
Auf der Welle surfen und die hypnosystemische Beratung
Du gehst dahin, wo dein Blick dich hinführt. Ich bin die Welle zu gerade hinunter gesurft und habe so den besten Teil die „Power-Zone“ schnell verloren. Beim nächsten Mal fokussiere ich mich beim Anpaddeln bewusst darauf, wo ich hinwill und mache Visualisierungsübungen mit dem gewünschten Zielzustand bereits am Strand beim Aufwärmen.
Genau dies wird auch in der hypnosystemischen Beratung genutzt. Mit verschiedenen Interventionen wird die Aufmerksamkeit auf zukunftsorientierte, gewünschte Erfahrungen gelegt. Die systematische Fokussierung auf gelungene Momente hilft dir, von einer Problem- in eine Lösungstrance zu wechseln, denn du entdeckst deine Ressourcen und Selbstwirksamkeit wieder. In einem weiteren Schritt geht es darum, dass du dir den Zielzustand so konkret und unter Miteinbezug von möglichst vielen Sinnen vorstellst, denn dies stärkt die Motivation für Veränderung und wird dein Denken und Handeln entsprechend beeinflussen.