Die Welle bricht über mir zusammen. Ich werde ins Meer hinuntergezogen und wieder hinaufgespickt, anstatt auf dem Surfbrett stehend die Welle zu surfen. „Was ist nur passiert?!“ geht mir durch den Kopf. Wieder zurück am Ausgangspunkt bereit für den nächsten Versuch meint Gabi zu mir „Hey, du warst super positioniert, hast rechtzeitig angepaddelt, alles war gut – bis du einen kurzen Moment gezögert hast.“ Es dämmert mir – höchstwahrscheinlich waren da Selbstzweifel involviert.

 

Dieser Moment des Zögerns – woher kommt er? 

Zögern bedeutet, dass du eine Pause machst auf dem Weg zu einer Handlung oder Entscheidung. Dahinter verstecken sich Selbstzweifel. Beispielsweise Zweifel an deinen Fähigkeiten, deinem Aussehen oder dir als Person. Du vertraust dir in diesem Moment nicht oder traust dir etwas nicht zu. Es wird dir also bewusst, dass du auch scheitern könntest. Meist erzählt dir deine innere Stimme auch noch etwas dazu.

 

Der ungefragte innere Kritiker

Bei genauerem Hinschauen merkst du, dass dir eine leise Stimme Sätze sagt wie „Das schaffst du nicht.“ oder „Dafür bist du nicht gut genug“. Woher kommt diese Stimme? Diese innere Stimme wird besonders in der Kindheit von nahen Bezugspersonen geprägt. Als Kind bist du auf deine Bezugspersonen angewiesen und darum haben diese Sätze eine grosse Macht (mehr dazu im Blogartikel „4 psychische Grundbedürfnisse“). Vielleicht hast du diese Aussagen von deinen Bezugspersonen gehört. Oder du hast dies über dich gedacht, aufgrund einer Äusserung von ihnen.

 

Der innere Kritiker im Erwachsenenleben

Leider wächst sich diese Stimme nicht einfach aus. Wir nehmen sie mit ins Erwachsenenleben. Und da kann sie sich unterschiedlich zeigen – beispielsweise in hohen Ansprüchen an dich selbst oder im Sterben nach Perfektion. Selbstzweifel und dein Selbstwertgefühl stehen in enger Verbindung zueinander und darum ist es wichtig, dass du dich deinen Selbstzweifeln annimmst.

 

Den Selbstzweifeln liegt Angst zugrunde. Grundsätzlich schützen dich Ängste vor lebensbedrohlichen Gefahren und sind somit lobenswert. Tatsächlich können leider auch viele „harmlose“ Erfahrungen, die du gemacht hast, Ängste aktivieren. Bei Selbstzweifeln ist es meist eine Angst vor Misserfolg, sozialer Ablehnung oder Ausgrenzung, Veränderung oder falscher Entscheidung.

Wipe-out Selbstsaboteur

Mein Wipe Out

Was mir passierte, wird beim Surfen Wipe Out genannt. Was ging da schief? Die Voraussetzungen waren bestens, somit musste es mit meinem Mindset und meinen Gedanken zu tun haben. Ich wollte es gut machen, war mir aber wohl etwas unsicher, ob es mir gelingen wird. Da war demnach möglicherweise die Angst vor Misserfolg. Und genau diese hat mich einen kurzen Moment zögern lassen. Passiert ist nichts, ausser dass ich von der Kraft der Welle durchgeschüttelt wurde, leicht frustrierend war es für mich trotzdem.

Vermutlich kennst du solche Situationen – deine innere Stimme bremst dich aus. Was kannst du nun dagegen tun?

 

In Aktion


1. Schritt: Beobachtung:

– Wann hast du Momente des Zögerns?

 

2. Schritt: Ursachensuche:

– Gibt es eine innere Stimme in dir, die dich zurückhält? Dies kann auch ein Gedankenblitz sein.
– Was sagt diese Stimme?
– Woher kennst du diese Stimme?

 

3. Schritt: Distanz zum inneren Kritiker und deinen Gedanken:

– Du bist nicht dein innerer Kritiker und darfst heute anders unterwegs sein.

 

4. Schritt: in Handlung kommen:

– Schätze die Situation realistisch ein und akzeptiere die übrigbleibende Angst
– Versuch deine Erwartung an dich loszulassen und mit Vertrauen und Spass an die Sache heranzugehen,
falls dir dies schwerfällt:
Worst-Case-Szenario: überleg dir, was im allerschlimmsten Fall passieren könnte und frag dann mindestens 3x „und dann“ und beantworte dies

 

 

Ich wünsch dir viel Spass dabei dich immer wieder zu ertappen und dann neu zu wählen.

Teile gerne in den Kommentaren, in welchen Momenten du zögerst, obwohl es realistisch betrachtet, nicht nötig wäre.